HP trennt sich vom PC-Geschäft

Hewlett-Packard gehört zu den ganz Großen. Der börsennotierte IT-Konzern aus dem kalifornischen Palo Alto ist omnipräsent. Es gibt kaum einen Haushalt, in dem nicht irgendwann einmal ein HP-Gerät zum Einsatz gekommen wäre. Kein Wunder, von HP gibt es fast alles, was man so braucht, angefangen beim PC selbst, über Notebooks, Netbooks, Tablets, Smartphones, Drucker, Scanner, Beamer, Kameras und vieles mehr. Wer möchte, kann sein gesamtes Office mit HP ausstatten.
 
Um so größer ist das Erstaunen, wenn der Riese jetzt mitteilt, er wolle sich von einem wichtigen, vielleicht sogar dem wichtigsten Teil seines Spektrums, dem PC-Geschäft, trennen. Der Chef Léo Apotheker, seit 2010 an der Spitze des Unternehmens, früher im Vorstand von SAP, hat sich zum Totalumbau des HP-Konzerns entschlossen.
 
In Zukunft soll es offenbar vermehrt in Richtung „Software“ gehen. Denn gleichzeitig wurde bekannt, dass HP die britische Firma „Autonomy“ für mehrere Milliarden Dollar übernehmen möchte, um sich auf die Herausforderungen des „Cloud Computing“ vorzubereiten, bei dem die Programme nicht mehr auf dem eigenen Rechner installiert sind, sondern online von einer Vielzahl von Nutzern bedarfsgerecht über einen Zentralrechner aufgerufen und eingebunden werden können. Die Produktion von Tablets und Smartphones soll eingestellt werden. Auf diesen Gebieten konnte HP sich gegenüber wichtigen Mitbewerbern nicht durchsetzen und sieht dafür wohl auch in Zukunft kaum reelle Chancen.
 
Die Nachfrage nach Hewlett-Packard PC’s hatte sich in den vergangenen Quartalen nicht wie erhofft entwickelt. Umsatz- und Gewinnprognosen mussten nach unten korrigiert werden. Das mag dazu beigetragen haben, dass man sich entschlossen hat, diese Sparte auszugliedern und zu veräußern. Dort, wo die derzeit stärksten Zuwächse zu verzeichnen sind, im Smartphone- und Tablet-Segment, hat sich HP gegenüber Apple nicht hinreichend behaupten können.
 
Schon IBM hatte sich vor sechs Jahren zu einem ähnlichen Schritt entschlossen, indem die PC-Sparte an den chinesischen Hersteller Lenovo veräußert worden war. Ein solcher Schritt ist immer auch ein großes kaufmännisches Risiko, denn er berührt den Kern der Marke. PC’s sind nicht irgendein kleiner Teilbereich, sondern waren über lange Abschnitte der Unternehmensgeschichte das Kerngeschäft. Folglich assoziiert der Käufer mit „HP“ vorwiegend Geräte und nicht Leistungen. „Tja damit schafft sich HP wohl selbst ab!“, kommentiert ein Autor im Golem-Forum.
 
An der Börse sieht man die neuen Pläne der Unternehmensführung offenbar mit einiger Skepsis. Klar, der Kurs der HP-Aktie ist, wie alle anderen in diesen Tagen, mächtig unter die Räder gekommen. Aber die Bekanntgabe des Strategiewechsels hatte weitere Rückschläge zur Folge. Mit dem bisherigen Geschäftsmodell wurde ja durchaus Geld verdient, nur eben nicht mit so hohen Wachstumsraten, wie es sich einige Analysten gewünscht hätten. Vielen Investoren wäre es vermutlich lieber gewesen, man hätte den „Dampfer“ im gewohnten Fahrwasser belassen, als sich auf eine so gravierende Umstrukturierung mit ungewissem Ausgang einzulassen.

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