ICANN gestattet individuelle Domain-Endungen

ICANN, dieses Kürzel steht für die Dach-Organisation, die für die weltweiten Web-Adressen, die so genannten Domains, zuständig ist. Ginge es nach rein technischen Gesichtspunkten, so müsste man für jede gewünschte Adresse (URL) eine Ziffernkombination eingeben. Jeder aufgerufenen Domain entspricht nämlich eine IP-Adresse, die in in Ziffern ausgedrückt wird. IP steht für Internet Protocol. Solche Adressen wären, ähnlich wie Telefonnummern, nur schwer zu merken. Deshalb sind Techniker auf die hilfreiche Idee gekommen, ein System aufzubauen, mit dem jeder IP-Adresse auch ein Name zugeordnet werden kann. Das besorgt das „Domain Name System“ (DNS). Seine Datenbanken speichern rund um den Globus, welche Buchstabenfolge zu welcher IP-Adresse gehört, damit jede Website blitzschnell aufgerufen werden kann. Wann immer wir einen Begriff in die Adresszeile des Browsers eingeben, „übersetzt“ DNS die Eingabe zunächst in die richtige Zahlenfolge.Wer also apfelmag.com aufruft, der möchte eigentlich mit 85.236.48.13 verbunden werden. Das muss aber niemand wissen, denn das besorgt das DNS automatisch
Damit es in diesem System kein Kuddelmuddel gibt, wird peinlichst darauf geachtet, dass ein Domainname pro Endung nur einmal vorkommt. Sonst würde im Netz bald ein heilloses Durcheinander herrschen. Bei den Endungen (Kenner sprechen von Top Level Domain, kurz:TLD) gibt es zwei Hauptgruppen. Da sind einerseits die Country Codes (ccTLD), die viel verwendet werden, wie „.de“ (Deutschland), „.ch“(Schweiz) oder „.at“(Österreich). Daneben gibt es auch die funktionalen Endungen (gTLD).  Bekanntestes Beispiel ist „.com“(Commercial), aber auch „.org“(Organisation) oder „.net“(Netzwerk) findet man recht häufig.
Jetzt hat ICANN auf einer Verwaltungsratssitzung in Singapur die Anmeldung neuer Domain-Endungen genehmigt. Theoretisch kann damit statt „.de“ zukünftig „.meier“ oder „.schulze“ hinten stehen. Grundsätzlich ist damit der Weg frei, um ab 2012 jede denkbare TLD zu reservieren. Doch nicht zu früh gefreut: Die Sache hat ihren Preis. Und der ist nicht von Pappe! 185.000 US$ soll eine Registrierung kosten. Das überlegt man sich zweimal.
Prinzipiell sind der Phantasie schon dadurch Grenzen gesetzt, dass sich nicht einfach jeder jede gewünschte Endung zulegen kann. Wer also darauf spekuliert, sich beispielsweise die Endung „.daimler“ schützen zu lassen, wird vom sogenannten „Rights Protection Mechanism“ ausgebremst, der Rechte- und Markeninhaber davor schützt, dass ihre geschützten Begriffe von anderen vereinnahmt werden. Außerdem sollen nur Firmen von der neuen Möglichkeit Gebrauch machen können.
Fraglich bleibt allerdings, ob es für etablierte Unternehmen überhaupt Sinn macht, ihre gesamte Web-Präsenz umzustrukturieren. Ihre Domains haben sich in der Regel bereits gut eingeprägt, sind weltweit gut verlinkt und werden bestens gefunden. Oft sind gerade dafür erhebliche Mittel zur Optimierung investiert worden. Ein starke Position, die man nicht leichtfertig über Nacht um eines optischen Effektes willen aufs Spiel setzen wird.
Grundsätzlich wird der Hype um neue TLD’s meist völlig überschätzt. Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Ergänzungen, die oft nur nur zögerlich, wenn überhaupt, angenommen wurden. So entstanden „.biz“, „.eu“ oder „.info“, die man immerhin gelegentlich sieht. Aber daneben gibt es auch echte Exoten wie „.jobs“, „.mobi“, „.cat“, „.tel“ oder „.aero“ von denen, außer sehr aktiven Domainern, niemand wirklich Notiz genommen hat.

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