Das Ende eines guten Jobs

Er war Boss der wohl wertvollsten Marke der Welt. Selten wird ein Unternehmen so sehr mit einer Person assoziiert. Steve Jobs war Apple und Apple war Steve Jobs. Jetzt hat er seinen Rücktritt erklärt. Lange war darüber spekuliert worden, doch der Zeitpunkt kam dann doch überraschend. Wie gut Steve Jobs seinen Job gemacht hat und wie wichtig seine Rolle als Visionär für das Unternehmen eingeschätzt wird, lässt sich direkt am Börsenkurs ablesen. Die Aktie verlor nach Bekanntgabe seines Rücktritts 6,3 Prozent. Das sind Welten. Im Gegenzug konnte Samsung, einer der wichtigsten Wettbewerber, sogar 2,5 Prozent zulegen.
 
Steve Jobs leiblicher Vater kam als Student aus Syrien in die USA. Die Eltern, beide noch im Studium, trauten sich die Erziehung nicht zu und gaben Steve zur Adoption frei. So wuchs er bei Clara und Paul Jobs, seinen Adoptiveltern auf. Erst spät erfuhr er, dass seine leiblichen Eltern später geheiratet haben und eine Tochter bekamen. Diese Schwester namens Mona Simpson wurde als Schriftstellerin sehr erfolgreich. Steve Jobs Laufbahn beruht nicht auf einer klassischen Berufsausbildung, sondern aus wachem Interesse und Experimentierfreude. Sein Studium brach er ab und besuchte gelegentlich Kurse verschiedener Fakultäten, die ihn interessierten. Seine EDV-Kenntnisse hat er sich selbst beigebracht, beispielsweise beim Programmieren von Atari-Spielen. Die außerordentliche Kombination aus visionärer Vorstellungskraft und Umsetzungsvermögen hat ihn schließlich reich gemacht. Jobs Privatvermögen wird auf umgerechnet 3,5 Milliarden Euro geschätzt. Religiös orientiert er sich am Zen-Buddhismus.
 
Steve Jobs ist nicht nur eine charismatische Persönlichkeit. Er hat sogar zweimal bewiesen, dass er die Zukunft richtig deuten kann. Nachdem er das Unternehmen für einige Jahre verlassen hatte, kehrte er in den Neunziger Jahren, als Apple in der Krise steckte, zurück und steuerte mit schlafwandlerischer Sicherheit erneut an die Spitze. Als Schöpfer des iPhones und des iPads hatte er das richtige Gespür, um technische Möglichkeiten mit Zeitgeist und Design zu Spitzenprodukten zu vereinen. Die Idee, mobilen Geräten durch eine Fülle von Apps individuelle Anwendungen zu ermöglichen, die sich jeder nach Bedarf zusammenstellen kann, hat sich in Rekordgeschwindigkeit durchgesetzt. Apple ist Kult und Steve Jobs gehört untrennbar dazu.
 
Seit 1984 der erste Mac vorgestellt wurde, hat Apple der Branche immer wieder Wege gewiesen. Zu den wichtigsten Innovationen gehörte sicher die intuitive Bedienung mit der Maus, die den Umgang mit dem Computer vereinfachte und bald von allen Herstellern übernommen wurde. Zum Kult hat auch die Präsentation von Neuvorstellungen beigetragen. Jobs wusste sich stets gekonnt in Szene zu setzen. Bei seinen Auftritten waren Plätze im Auditorium so schwer zu kriegen, wie für Filmfreunde Eintrittskarten zur Oscar-Verleihung.
 
Diese Leistungen sind um so beachtlicher, da der 56-jährige immer wieder mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. 2004 war er an Krebs erkrankt. 2009 wurde eine Lebertransplantation vorgenommen. Doch er kam immer wieder an Bord. Jetzt hat er entschieden, sich die Ruhe zu gönnen, die er ohnehin längst verdient hat. Nun übernimmt Tim Cook das Ruder. Er ist nicht unvorbereitet, denn er hat Jobs bei  Erkrankungspausen schon in der Vergangenheit vertreten. Jobs bleibt als Chef des Verwaltungsrates eng am Geschehen und kann ihm gegebenenfalls beratend zur Seite stehen. Er wird damit vom obersten Lenker zum obersten Controller. Auch seine Aufgaben im Disney-Aufsichtsrat, dessen größter Einzelaktionär er ist, nimmt Jobs weiterhin wahr.

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