Google will mit YouTube ins Fernsehgeschäft einsteigen
Schnappschüsse und Kurzfilme gibt es heute mehr als genug. Seit viele Handys mit integrierter Kamera ausgestattet sind, wird bei jeder Gelegenheit geknipst und gefilmt. Man hat die Ausrüstung stets dabei, niemand muss mehr kistenweise Equipment mit sich herumschleppen. So entstehen immer wieder unterhaltsame Clips, die man mit anderen teilen möchte. Um zu zeigen, wie putzig es aussah, als die Tochter ins Planschbecken fiel, wie stolz der Junior bei der Ernennung zum Pfadfinder war oder wie spektakulär der Flug per Fallschirm war, hat sich die Plattform „YouTube“ weltweit etabliert. Hier findet man Filme aller Art. Vom unscharfen Heimkino, bis zum professionell gedrehten Profi-Video ist alles dabei. Was gefällt oder einfach lustig ist, wird weiter empfohlen und kann binnen kürzester Zeit zum Kult werden. So erreicht mancher Streifen unvermutet innerhalb weniger Tage Zigtausende von Zuschauern. Auf diese Weise sind manche unverhofft zu Berühmtheiten geworden, hier begannen Karrieren, Nachwuchsbands wurden entdeckt und erhielten so ihren ersten Plattenvertrag.
Technisch machbar wurde der große Erfolg durch das „Streaming“, ein Verfahren, das es ermöglicht, dass der Zuschauer einen angeklickten Beitrag schon nach wenigen Sekunden ansehen kann, ohne ihn bereits vollständig aus dem Netz geladen zu haben. Beim Streaming beginnt die Wiedergabe fast unmittelbar und während der Zuschauer bereits etwas zu sehen bekommt, werden die nachfolgenden Sequenzen kontinuierlich weiter aus dem Netz geladen und zwischengespeichert. Während anfangs häufig Pausen entstanden, weil die Datenübermittlung beim Nachladen nicht mit der Wiedergabegeschwindigkeit Schritt halten konnte, hat sich die Technik in den letzten Jahren immer weiter verbessert. Hohe Übertragungsraten und verfeinerte Software ermöglichen es heute, ganze Nachrichtensendungen oder komplette Spielfilme ruckelfrei zu übermitteln.
Jetzt, wo die Technik steht, erwägt Google, YouTube zu einer ernsthaften Alternative für klassische Fernsehkanäle zu machen. Mit der Etablierung regelrechter Themenprogramme sollen die User Internet-Fernsehen für ihre ganz speziellen Interessengebiete bekommen. Nicht mehr nur eine zusammengewürfelte Mischung zufällig entstandener und eingestellter Clips, sondern professionell produziertes Qualitäts-TV soll in Zukunft das Bild bestimmen. Musik, Comedy, Sport, Fashion…hunderte Kanäle seien langfristig denkbar, heißt es. Bald gehen die ersten an den Start. Madonna wurde beispielsweise für einen Dance-Channel verpflichtet. Mit der dafür entwickelten Software „Google TV“ soll der Betrachter ein Erlebnis haben, dass klassischem Fernsehen ebenbürtig ist. Wer möchte, kann die Streams aus dem Netz auch auf dem TV-Bildschirm betrachten. Immer mehr TV-Geräte sind bereits Web-tauglich.
Auch Apple arbeitet, Brachenkreisen zufolge, bereits an einer Integration von TV-Kanälen. Diese sollen über die iTunes Plattform aufgerufen werden können. Der kürzlich verstorbene Apple-Chef Steve Jobs hatte sich bereits intensiv Gedanken darüber gemacht, wie man das Fernsehangebot vielfältiger und den Gebrauch von Fernsehgeräten einfacher und ortsunabhängiger machen könnte.