Google will in Deutschland wachsen
Mehr als 1.000 neue Arbeitsplätze in Europa, davon mehrere hundert in Deutschland. Das ist die gute Nachricht, die Google-Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt am 25. Januar 2011 in München verkündete. In der bayerischen Metropole befindet sich das deutsche Forschungs- und Entwicklungszentrum des Unternehmens.
Im April soll es einen Wechsel an der Spitze geben: Neuer Vorstandsvorsitzender wird dann Larry Page. Er ist einer der beiden „Urväter“, die Google einst aus der Taufe gehoben haben. Schmidt bleibt als Chef des Verwaltungsrates an Bord und wird das Unternehmen zukünftig primär nach außen repräsentieren.
Google will weiter wachsen. Man ist mit dem bisher Erreichten sehr zufrieden. Doch damit der Erfolgsweg weiter fortgesetzt werden kann, reicht es nicht, nur die klassischen Suchfunktionen und die damit verknüpfte Werbung fortlaufend zu perfektionieren, die selbstverständlich weiterhin die Kernkompetenz Googles ausmachen. Google hat erkannt, dass die Rolle sozialer Netzwerke, allen voran Facebook mit mehr als 600 Millionen Usern, immer mehr zunimmt. Das kann auch Einfluß auf die Zukunft des Werbegeschehens haben. Denn neue Verfahren könnten dafür sorgen, dass bestimmte Angebote auf die Vorlieben ganzer Freundeskreise zugeschnitten werden. Dafür will man sich rüsten.
Angesichts steigender Übertragungsraten in den Netzen, werden auch bewegte Bilder immer wichtiger. In diesem Segment hat man mit YouTube schon eine gute Ausgangsposition besetzt.
Das größte Wachstumspotenzial sieht Google in mobilen Geräten mit Internet-Zugang. Sie werden, davon ist man überzeugt, den stationären PC überrunden. Deshalb versucht man auch, das Betriebssystem Android möglichst schnell weit zu verbreiten. Denn wer das nutzt, der kommt ins Netz und begegnet dort Googles Präsenz bei unzähligen Gelegenheiten. Deutschland gilt, was die Nutzung des mobilen Webs angeht, als eines der dynamischsten Länder.
Google ist längst zu einer bedeutenden Größe im Medienbusiness geworden. Das führt nicht zuletzt dazu, dass Politik und Wettbewerbshüter genauer hinsehen, um eventuellen Machtmißbrauch, der durch eine monopolähnliche Marktbeherrschung entstehen könnte, rechtzeitig einzudämmen. So ermittelt beispielsweise die EU-Kommission hinsichtlich der Frage, ob die Rangfolge von Suchergebnissen unter bestimmten Umständen vertretbar sei. Auch der Dienst „Street View“ hat schon so manche öffentliche Diskussion losgetreten. Solche politischen und sozialen Angriffspunkte gehören ebenso zur Agenda, wie Auseinandersetzungen mit anderen Medienbereichen, beispielsweise wenn es um Fragen des Urheberrechts bei der Vernetzung oder Veröffentlichung von Print-Inhalten geht. Ob Google auf solchen Gebieten befriedigende Kompromisse zustande bringt, ist langfristig der Schlüssel zu breiter Akzeptanz im Sinne einer Einbettung in eine Stakeholder-Community kaum überschaubaren Ausmaßes. Denn kaum noch jemand ist nicht in irgendeiner Form von Google betroffen.