Apple und Cochlear lassen Menschen mehr als nur die Außenwelt wieder hören
Apple und Cochlear haben zusammen ihr erstes Produkt entwickelt, den Nucleus 7 Prozessor. Der Clou? Dank ihm können Hörgeschädigte nicht nur ihr Hörvermögen wiedererlangen, sondern darüber hinaus noch in den Genuss vieler weiterer exklusiver Features kommen, so ein Artikel von WIRED. Wie das? Dank dem iPhone.
Wer ist Cochlear überhaput?
Cochlear ist eine 1981 gegründete Firma für implantierbare Hörlösungen deren Markt sie auch heute mit ihren Cochlea-Implantaten (Cochlea, lateinisch für (Gehör)schnecke) anführt.
Was ist ein Cochlea-Implantat?
Ein Cochlea-Implantat, nicht zu verwechseln mit dessen führendem Hersteller, Cochlear, ermöglicht es Hörgeschädigten, für welche ein Hörgerät nicht mehr ausreicht, ihr Hörvermögen wiederzuerlangen.
Die Hörprothese übernimmt dabei die Funktion des Innerohres. Grob zusammengefasst nimmt ein Mikrofon die Umgebungsgeräusche auf, gibt diese an den eingebauten Prozessor weiter, dieser wandelt die Signale um und gibt sie an das Implantat weiter, wo sie schließlich dekodiert und durch die Hörnerven Richtung Gehirn gesendet werden. Mikrofon und Prozessor werden nicht implantiert.
- Ainsworth, A. W. (Autor)
Was hat Apple nun mit dem Ganzen zu tun?
Vor ein paar Tagen gaben Apple und Cochlear bekannt, dass sie zusammen eine Sound Prozessor entwickelt hätten, den Nucleus 7, welcher mit dem iPhone kompatibel ist. Das heißt, dass zur Steuerung eines Cochlea-Implantats von Cochlear keine Fernbedienung mehr nötig ist, sondern alles per App gesteuert wird. In der Zukunft sogar direkt von iOS aus, ohne App.
Doch es geht noch weiter. Da Implantat und iPhone nun miteinander verbunden sind, können auch Telefongespräche, Musik oder Podcasts direkt „in den Kopf“ gesendet werden. Es soll auch möglich sein, dass iPhone als Mikrofon zu benutzen, was in Umgebungen wie Meetings besonders hilfreich sein kann.
Sogar Orten soll möglich sein.
Die smarten Cochlea-Implantate sollen auch zusammen mit Hörgeräten benutzt werden können. Entsprechen diese Geräte auch dem „Made for iPhone“ Standart, kann man den Fokus zwischen beiden Ohren per Handy balancieren, falls eine Geräuschquelle nur von einer Seite kommt.

Wie ist das möglich?
Um eine Verbindung zwischen Implantat und iPhone zu schaffen musste Apple tief in die Trickkiste greifen und eine bestehende Technologie, Bluetooth Low Energy (LE), weiterentwickeln, um aus ihr Bluetooth Low Energy Audio (LEA) zu machen. LEA besitzt denselben Stromverbrauch wie LE, besitzt aber eine weitaus höhere Übertragungsqualität.
Was heißt das für die Zukunft?
Aktuell befinden sich solche Implantate in den Startlöchern und sie werden von ersten Benutzern schon erfolgreich verwendet. Marktstart ist im September. Primär sind sie aber vorerst für die gedacht, die sie tatsächlich benötigen.
Doch für die Zukunft wäre durchaus denkbar, dass sich auch Normalhörende etwas von Cochlear implantieren lassen könnten, um die Funktionalitäten ihres Körpers zu erweitern. Es wäre nicht das erste mal, dass solche Funktionen auch anderen als den Betroffenen zu Gute kommen könnten. Selbstverständlich stellt sich da immer noch eine moralische Frage, doch möglicherweise reicht die Größe von Apple und Cochlear aus, um etwas Großes ins Rollen zu bringen.
Könntet ihr euch vorstellen ein solches Implantat zu benutzen, obwohl ihr es eigentlich nicht benötigt?
Via: Tim Cook